17. Spendentransport nach Tuzla und Gorazde/BiH, Prizren/RKS und Ohrid/MK:

Auch in diesem Jahr haben wir uns erneut auf den Weg auf den Balkan gemacht, um hilfebedürftigen Einrichtungen, Krankenhäusern sowie sozialen Trägern zu helfen, sie zu unterstützen und Spenden dorthin zu bringen.
Ich erinnere mich noch gut an die ganzen Monate der Vorbereitungen.
Wie oft haben wir als Familie und eben auch als Organisatoren zusammengesessen, diskutiert, uns ausgetauscht und überlegt, wie ein Transport dieser Größe sowie Relevanz adäquat und passend zu organisieren.
Denn dieses Jahr ging es um einen sehr aufwändigen Transport, wodurch eben auch die Planung und Organisation umso mehr Zeit in Anspruch nahm.
Wir nahmen uns vor, drei Länder in zwei Wochen zu bereisen und dort unsere Spenden hinzubringen.
Da nicht alle dieser Länder zur EU gehören, war uns bereits vorher bewusst, dass es möglicherweise beziehungsweise sehr wahrscheinlich viele Probleme geben wird.
Nichtsdestotrotz haben wir uns am 29.04. zur Tonenburg bei Holzminden begeben, um unseren Begrüßungsabend zu feiern, alle wiederzusehen und auch einige neue Gesichter kennen zu lernen.
Es war schön, an dem Abend zusammen zu sein, miteinander zu sprechen, Neues auszutauschen und uns auf die bevorstehende Tour mental vorzubereiten.
Am nächsten Morgen starteten wir sehr früh in Richtung Südosten, die erste Nacht verbrachten wir in Sankt Pankraz, ein Ort, der uns mittlerweile sehr gut bekannt ist.
Am ersten Mai ging es für uns Richtung Bosnien/Herzegowina, nach Tuzla um genau zu sein. Und dort begann auch unsere Odyssee auf dem Balkan – wenn man es so bezeichnen kann.
Es sei vorweggesagt, dass ich in meiner bisherigen Erfahrung der Spendentouren noch nie einen solchen Transport wie dieses Jahr erlebte, bei dem grundsätzlich nichts so geklappt hat, wie es anfänglich geplant war. Wirklich absolut gar nichts. Dies war so vielen verschiedenen Faktoren geschuldet: veränderte Absprachen beziehungsweise Rechtsregelungen, Politikern, die plötzlich den Bergpass entlangfuhren und wir nicht dort lang konnten, Speditionen, die langsam arbeiteten oder korrupte Politiker, die uns grundsätzlich Steine in den Weg legen wollten und es teilweise auch taten.
An der Grenze zu Bosnien angekommen, erfuhren wir, dass sich die Transitzeiten für LKWs geändert hatten und wir dementsprechend weniger Zeit zur Verfügung hatten, um durch das Land zu kommen.
Außerdem mussten die Trucks verzollt werden, also ging das Prozedere so los, dass wir circa zehn Stunden an der Grenze standen und nichts tun konnten, außer zu warten.
Bis nachts um zwei Uhr verbrachten wir dort ellenlange Wartezeiten, mit Papierkram, der doppelt und dreifach zu erledigen war und wir immer wieder andere beziehungsweise neue Informationen bekamen, wie es nun weitergehen konnte.
Nachts ging es dann zu unserem Hotel nach Tuzla, wir waren dementsprechend bereits arg müde und bereiteten uns auf weitere Schwierigkeiten vor.
Am nächsten Tag ging es beim Abladen der Spenden für Tuzla so zu, dass die Geräte etc. nicht in die Halle gestellt werden durften, sondern wir alles vor die Halle, also unter freiem Himmel abstellen sollten.
Das Chaos war dort also vorprogrammiert, zumal wir nur einen Gabelstapler zur Verfügung hatten.
Wir haben nur Glück gehabt, dass es minimal geregnet hat – das wäre für das Material katastrophal gewesen.
Wir haben in Tuzla zwischenzeitig auch essen können, die Spenden haben wir erfolgreich abgeladen und an dem Abend hatten wir etwas Zeit, zur Ruhe zu kommen.
Am nächsten Tag ging es nach Gorazde weiter, einer weiteren Stadt in Bosnien.
Die Fahrt ist gut gelaufen, es war eine schöne Landschaft und das Wetter passte für die Fahrt ebenso gut.
Das Hotel war auch schön, wir hatten dort etwas Zeit und konnten unsere Zimmer beziehen.
Am nächsten Tag wurden die LKWs abgeladen, wir verbrachten einige Stunden bei dem Krankenhaus. Anschließend gab es eine Kranzniederlegung an dem städtischen Denkmal, woraufhin wir ein bisschen freie Zeit in dem Ort hatten.
Am Samstag, den 05.05. ging es nach Podgorica.
In Tetovo/Mazedonien sind wir über die Grenze gefahren und mussten erneut einige Zeit warten, bis alle LKWs weiterfahren konnten. Von dort aus sind wir bis vor Tirana gekommen und sind über Autobahn Richtung Prisren gekommen, dort hatten wir ein wenig Zeit, uns die hiesige Burg anzuschauen und bei einem großen Rockkonzert dabei zu sein.
Ich erinnere mich an den Abend: wir waren einerseits sehr kaputt, andererseits war es auch sehr schön, bei der Feier dabei zu sein, Freunde wiederzusehen und ein wenig zu tanzen und Spaß zu haben.
Von dem vorherigen Regen war der Boden völlig verdreckt und matschig, dementsprechend sahen wir anschließend aus, aber es war sehr lustig.
Am nächsten Morgen ging es wieder zu den LKWs, die Biker haben für uns die Versicherung bezahlt, damit wir über die Grenze fahren durften und mit viel Zeitaufwand und einzelnen Schwierigkeiten konnten wir nach einiger Zeit von Dort in Richtung Skopje aufbrechen.
Auf der Autobahn angekommen erfuhren wir nach einiger Zeit, dass ein Teil der Strecke gesperrt sei und wir eine Alternative einschlagen mussten. Schlussendlich sind wir in Richtung eines Bergpasses gefahren, der dann aber ebenfalls gesperrt wurde, weil ein albanischer Minister über genau denselben Pass fahren wollte.
Somit mussten wir mitten an der Straße halten und dort übernachten.
Ein Abenteuer: nebenan gab es ein Restaurant, dort haben wir aus der Not heraus zwar, aber einen wunderbaren Abend gehabt, mit gutem Essen, leckerem Trinken und ein wenig Zeit „zusammen zu sein“.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter.
An dem Tag sind wir dann los Richtung Grenze nach Mazedonien und mussten ebenfalls einen kleinen Umweg fahren, dieses Mal über eine Offroad-Strecke, was sehr aufregend und extrem spannend gewesen ist!
Alles hat gut geklappt, nichts ist passiert und an der Grenze sind alle angekommen. Dort gingen die Strapazen weiter: einer unserer LKWs wurde aus unterschiedlich wechselnden Gründen dort festgehalten, erst war es eine Flüssigkeit, dann ein Gerät und schließlich nochmal was anderes, warum gerade dieser LKW angeblich nicht rüber durfte. Im Grunde ging es schlussendlich darum: Korruption und Politik.
Ein alter sozialistischer Reflex, den wir in all den Jahren bereits kennen gelernt haben, der uns aber eben erneut erwischte. Schlussendlich konnten fast alle über die Grenze, nur der benannte LKW plus zwei andere Trucks und deren Fahrer sind dortgeblieben. Für die anderen ging es Richtung Ohrid.
Ich erinnerte mich an Ohrid von der Scouting-Tour, eine schöne Stadt mit einem beiliegenden See.
Allerdings erwarteten uns wieder Schwierigkeiten: die Spedition war quasi geschlossen und auch der Zoll funktionierte nicht, so konnten wir also nicht abladen.
Es hieß dann zunächst, wir könnten erst am nächsten Morgen abladen, da ging es für uns aber bereits zurück in Richtung Heimat.
Mit vielen Schwierigkeiten und Problemen ging es dann in Etappen zum Hotel (welches für uns reserviert wurde, gegenüber des Sees, mit einem tollen Essen und Getränken). Allerdings konnten wir dies nicht genießen, da von abends zehn Uhr an bis nachts um halb vier abgeladen wurde.
Am nächsten Morgen zog es sich noch weiter in die Länge, es wurden nicht alle leer gemacht in der Nacht und schlussendlich sind wir erst gegen 14 Uhr mittags von dort losgefahren.
Unsere komplette Rückfahrt zog sich also nach hinten, die Jungs, die noch an der Grenze standen, kamen immer noch nicht weg und so sind wir in Kleingruppen trotzdem losgefahren.
Für uns lief die Rückfahrt nach den Strapazen soweit glatt.
Fazit der Tour: wir hatten noch nie vorher einen Spendentransport, in dem soviel schief gelaufen ist beziehungsweise auf dem es so viele Schwierigkeiten gegeben hat.
Wir waren in den zwei Wochen umringt von sozialistischen und demokratischen Wendungen, bürokratischen Veränderungen und Neuerungen, Zoll-/Speditionsschwierigkeiten und einigen weiteren Hindernissen.
Nachdem dann auch die Jungs, die an der mazedonischen Grenze so lange warten mussten, heile, wenn auch völlig kaputt nach Hause gekommen sind, war für das Team der BBH der Transport 2018 geschafft.
Umso schöner ist die Erkenntnis, dass trotz all der Strapazen der diesjährigen Tour, quasi alle von unserer Truppe auch im kommenden Jahr wieder mitfahren wollen.
Dies nenne ich Gemeinschaft und Zusammenhalt. Denn dieser Transport war alles andere als leicht, es war nervenaufreibend und anstrengend, und dennoch sind wir – so finde ich – mehr als Team zusammengewachsen und haben diese Hürde äußerst gekonnt gemeistert.
Also, auf ein Neues für 2019. Ich freue mich sehr drauf!

 

Lisa Munzel